Die Auswertung der ersten Real-Time Delphi-Befragungsrunde ist weitgehend abgeschlossen. Über 40 Expertinnen und Experten haben teilgenommen und viele von ihnen nutzten die Gelegenheit, über Kommentare und offene Antwortmöglichkeiten ihr umfangreiches Wissen und Erfahrungen mitzuteilen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die Expertinnen und Experten sich bei Entwicklungen, die die Unternehmerfamilien betreffen, viel häufiger einig sind als bei den Thesen zur Zukunft von Familienunternehmen. So herrscht weitgehend Konsens, dass vielfältigere Familienformen, z.B. Patchworkfamilien, Unternehmerfamilien in 2030 deutlich komplexer machen. Nur eine Minderheit denkt, dass Familienmitglieder sich nur noch zeitlich begrenzt und projektbezogen im Familienunternehmen engagieren werden.
Die Digitalisierung sehen viele Befragte als große Herausforderung für Familienunternehmen an. 78 Prozent der Befragten stimmen zu, dass die fortschreitende Digitalisierung bis 2030 dazu führen wird, dass große Familienunternehmen völlig neue Geschäftsmodelle entwickeln oder vom Markt verschwinden werden. Hingegen denken nur rund 33%, dass die Gesellschafter von Familienunternehmen künftig besser qualifiziert sein und sich häufiger einmischen werden.
Politisch sehen die Expertinnen und Experten „Reform der Unternehmens- und Vermögensbesteuerung“ und „Umbau der sozialen Sicherungssysteme aufgrund des demografischen Wandels“ als besonders einflussreiche Entwicklungen für Familienunternehmen. Als große Herausforderung betrachten die Befragten unter anderem die ungewisse Zukunft der Europäischen Union. Eine deutliche Mehrheit sieht bis zum Jahr 2030 mindestens einen konjunkturellen Abschwung in Deutschland kommen.
Der Bedeutungsgewinn postmaterialistischer Werte könnte Familienunternehmen stärker beeinflussen als individualisierte Produkte, so die Meinung der Experten.
Dazu passend wählten die Expertinnen und Experten „neue Konsummuster wie Nutzen statt Besitzen“ an den Spitzenplatz bei der Frage nach einflussreichen Entwicklungen aus dem Bereich Freizeit und Konsumverhalten.
Besonders spannend sind die offenen Antworten auf die Schlussfrage nach einflussreichen Entwicklungen, auf die die Befragten hinweisen wollen. Hier wurden unter anderem größer werdende Gesellschafterkreise, Marktkonzentrationsprozesse, Übergang zu Wertschöpfungsketten in losen Netzwerken anstelle von formalen Großorganisation, und die Entwertung von Expertenwissen als wichtige Themen genannt. Zusammenfassend merkt ein Befragter an, dass Familienunternehmen „einfach ein ‚Vergrößerungsglas‘ auf viele gesellschaftliche Trends“ seien.